Die Kraft des moralischen Beispiels:

Der Gesellschaftsentwurf der islamischen Missionsbewegung Tablighi Jama`at in Indien und Pakistan

Nizamuddin, Delhi: street vendor selling Islamic audio cassettes with speeches by leaders of the Tablighi movement, with a Tablighi follower watching on the right.

 

(2001-03)

Banglewala Masjid: The centre of the Tablighi movement for the coordination of their activities in India and abroad, at Nizamuddin, New Delhi.
 

Das Projekt untersucht die Vorstellungen und Praktiken dieser islamischen Gruppe, die sich der „inneren Mission“ verschrieben hat. Die Tablighis beabsichtigen, Muslime zum rechten und aktiven Glauben zurückzuführen. Die Tablighi-Bewegung entstand 1926 in Indien. Dort wurde sie von Muhammad Ilyas (1885-1944) gegründet. Ihre Anhänger sind Muslime aus allen Lebensbereichen, die sich als Laienprediger betätigen. Dazu versammeln sie sich, zumeist an den Wochenenden, und unternehmen gemeinsame Missionstouren in Stadtviertel und Orte, wo Muslime leben. Das kann sowohl in der unmittelbaren Umgebung als auch in anderen Regionen sein, bis hin zur Reise in andere Länder.

The mosque of one of the largest hostels at Aligarh Muslim University, the Sir Sayyid Hall Mosque, named after the founder of the university, Sir Sayyid Ahmad Khan (1817-98).
 

Das Projekt untersucht durch Interviews und Literaturauswertung in Fallstudien die Vorstellungen und Ziele der Tablighis über eine islamische Gesellschaft. Dazu wurden 2 Kontexte ausgewählt, die Universitäten von Aligarh (Indien) und Lahore (Pakistan) sowie die Jahresversammlungen in Bhopal (Indien) und Raiwind (Pakistan). Im Mittelpunkt der Gespräche stehen Fragen nach der inneren Organisation und dem Ablauf der Missionsarbeit, die bisher in der Forschungsliteratur kaum beschrieben werden.

Nizamuddin Basti is the name of the quarter in Neu Delhi where the centre of the Tablighis is located.
 

Des weiteren geht es um ihre Grundsätze für den Umgang mit ihrer sozialen Umwelt: Medien (Fernsehen, Zeitung, Kino), Computer, Arbeit, Bildung, Frauen, Kinder. Dabei soll auch Unterschieden zwischen Indien und Pakistan nachgegangen werden.

Während die Tablighis in Indien das enge Zusammenleben mit anderen Religionen beachten müssen, wo Muslime eine Minderheit von etwa 14 Prozent bilden, vertreten sie in Pakistan die Bevölkerungsmehrheit.

Tents span the courtyard in preparation for the reception of delegations from all over India and numerous foreign countries, arriving at the annual congregation of the Tablighis in Bhopal, India in 2002.
 

 

Ihre Beziehungen zu anderen islamischen Gruppen sind unterschiedlich. Während sie von der Doktrin her den Deobandis nahe stehen, die nach dem islamischen Seminar von Deoband in Nordindien so genannt werden, ist ihr Verhältnis zu Gruppen wie der Jama`at-i Islami und den Barelwis aus ganz unterschiedlichen Gründen gespannt. Als puristische Sunniten halten sie auch Abstand zu den Schiiten oder den Ahmadis.

Tajul Masajid in Bhopal, Madhya Pradesh, India - one of the largest mosques in Asia and the venue of the annual congregation of the Tablighi Jama`at in India on January 3 - 7,  2002.
 

2001-02 wurden Forschungsaufenthalte in Indien und Pakistan durchgeführt  (zu Eindrücken von der Feldforschung in Pakistan auf der nächsten Seite). Am Ende des Projektes soll eine Monografie stehen. Wissenschaftliche Aufsätze und Vorträge sind in der Publicationsliste verzeichnet.

Anfragen und Hinweise können Sie direkt an den Bearbeiter richten: dreetz@rz.hu-berlin.de.

(c) Copyright 2002 der Bilder: Dietrich Reetz - Verwendung nicht gestattet. Aktualisiert per 1. Jan. 2004.