Der Gesellschaftsentwurf der islamischen Missionsbewegung Tablighi Jama`at in Indien und Pakistan
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(2001-03)
Das Projekt untersucht die Vorstellungen und Praktiken dieser islamischen Gruppe, die sich der „inneren Mission“ verschrieben hat. Die Tablighis beabsichtigen, Muslime zum rechten und aktiven Glauben zurückzuführen. Die Tablighi-Bewegung entstand 1926 in Indien. Dort wurde sie von Muhammad Ilyas (1885-1944) gegründet. Ihre Anhänger sind Muslime aus allen Lebensbereichen, die sich als Laienprediger betätigen. Dazu versammeln sie sich, zumeist an den Wochenenden, und unternehmen gemeinsame Missionstouren in Stadtviertel und Orte, wo Muslime leben. Das kann sowohl in der unmittelbaren Umgebung als auch in anderen Regionen sein, bis hin zur Reise in andere Länder.
Das Projekt untersucht durch Interviews und Literaturauswertung in Fallstudien die Vorstellungen und Ziele der Tablighis über eine islamische Gesellschaft. Dazu wurden 2 Kontexte ausgewählt, die Universitäten von Aligarh (Indien) und Lahore (Pakistan) sowie die Jahresversammlungen in Bhopal (Indien) und Raiwind (Pakistan). Im Mittelpunkt der Gespräche stehen Fragen nach der inneren Organisation und dem Ablauf der Missionsarbeit, die bisher in der Forschungsliteratur kaum beschrieben werden.
Des weiteren geht es um ihre Grundsätze für den Umgang mit ihrer sozialen Umwelt: Medien (Fernsehen, Zeitung, Kino), Computer, Arbeit, Bildung, Frauen, Kinder. Dabei soll auch Unterschieden zwischen Indien und Pakistan nachgegangen werden.
Während die Tablighis in Indien das enge Zusammenleben mit anderen Religionen beachten müssen, wo Muslime eine Minderheit von etwa 14 Prozent bilden, vertreten sie in Pakistan die Bevölkerungsmehrheit.
Ihre Beziehungen zu anderen islamischen Gruppen sind unterschiedlich. Während sie von der Doktrin her den Deobandis nahe stehen, die nach dem islamischen Seminar von Deoband in Nordindien so genannt werden, ist ihr Verhältnis zu Gruppen wie der Jama`at-i Islami und den Barelwis aus ganz unterschiedlichen Gründen gespannt. Als puristische Sunniten halten sie auch Abstand zu den Schiiten oder den Ahmadis.
Anfragen und Hinweise können Sie direkt an den Bearbeiter richten: dreetz@rz.hu-berlin.de.
(c) Copyright 2002 der Bilder: Dietrich Reetz - Verwendung nicht gestattet. Aktualisiert per 1. Jan. 2004.