Jan-Peter Hartung
Die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für muslimische
Gesellschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten muslimische Denker
vor die Aufgabe, den westlichen Gesellschaftsmodellen alternative Konzepte
entgegenzusetzen, die zum einen auf den normativen Fundamenten der Religion
verankert sind und die andererseits aber auch den neuen gesellschaftlichen
Entitäten gerecht werden können.
Der indo-muslimische Denker Abû l-A'lâ Mawdûdî
war einer der ersten, der einen solchen Gesellschaftsentwurf systematisch
entwickelte und dadurch überregionale Bedeutung erlangte und bis heute
erlangt. Ziel der Präsentation wird es sein, meine These vorzustellen
und zu begründen, daß Mawdûdî zu diesem Zwecke systematisch
westliche Gesellschaftstheoretiker rezipiert hat und, über diese Rezeption,
ein komplettes praxisphilosophisches Paradigma übernommen hat, mit
dessen Hilfe er selektiv Aussagen der autoritativen Texte des Islam [an-nusûs]
neu interpretierte. Auf diese Weise leitete er, so meine These, einen Paradigmenwechsel
im Islam ein.
Die Bewegung der Jamâ'at-i islâmî, deren maßgeblicher
Initiator und Vordenker Mawdûdî war, läßt sich in
diesem Kontext vielmehr als praktische Realisierung des Gesellschaftsentwurfes
Mawdûdîs mit Modellcharakter verstehen, denn als politische
Partei westlicher Couleur.
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Bewegungen
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Dietrich Reetz
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