Prominente arabische Intellektuelle haben ihre Solidarität mit
Günter Grass bekundet. Am Montag druckten arabische Tageszeitungen,
darunter das liberale Blatt Al-Hayat, das in London und Beirut
erscheint, ihr Manifest. Grass' Bekenntnis, bei der Waffen-SS
gewesen zu sein, sei ehrlich und couragiert zu nennen. Die
"Kampagne" gegen ihn solle die Aufmerksamkeit von den israelischen
Verbrechen in Palästina und Libanon ablenken. Kritik am
Nationalsozialismus solle sich gegen die Israelis richten - jene
"Neo-Nazis", die Palästinenser und Libanesen töteten. Zu den
Unterzeichnern des Manifests gehören etwa der ägyptische Romancier
Gamal Al-Ghitani, der Leiter des ägyptischen Obersten Rates für
Kultur Jabir Asfur und die in Berlin lebende irakische Lyrikerin
Amal al-Jubouri. Das Manifest zeuge von völliger Unkenntnis der
deutschen Debatte wie auch von Grass' Eintreten für das
Existenzrecht Israels, kommentierte die Nahostexpertin Mona Naggar
in der Neuen Zürcher Zeitung. Sonja Hegasy vom Berliner Zentrum
Moderner Orient nannte den Aufruf "ein Trauerspiel"; er zeuge vom
"Konkurrenzkampf um den Opferstatus in der arabischen Welt".
(BLZ)