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(29.07.2006)
Wie ernst ist die Warnung von Al Qaida?
Berlin - Der Mann mit dem weißen Turban auf dem Kopf spricht
vom Nahen Osten: „Wir können nicht zusehen, wie diese Raketen auf
unsere Brüder im Libanon herabregnen und dabei untätig und
unterwürfig bleiben“, sagt Al-Qaida-Vizechef Aiman al Sawahiri in
seiner neuen Videobotschaft. Doch er spricht auch vom Westen, von
Europa, wohl auch von Deutschland. Israel werde „von allen Ländern
der Kreuzfahrerallianz“ unterstützt, sagt er. „Jeder, der an diesem
Verbrechen beteiligt ist, muss den Preis dafür zahlen. Wie sie uns
überall angreifen, werden wir sie überall angreifen.“ Und während
Experten glauben, dass die radikalislamische Hisbollah auf Gewalt in
Europa verzichten wird, fürchten sie, dass Al Qaida ihre Drohung
durchaus wahr machen könnte.
Die deutschen
Verfassungsschützer haben so kurz nach dem Sawahiri-Aufruf noch
keine Erkenntnisse, wie die Botschaft aufgenommen wurde.
Islamexpertin Sonja Hegasy vom Zentrum Moderner Orient in Berlin
vermutet, dass Al Qaida mit dem Aufruf auf offene Ohren treffen
könnte. „Unter den Muslimen gibt es ein extremes Gefühl der
Ungerechtigkeit“, sagt sie. „Bilder von toten Kindern im Libanon
sind auf unzähligen Websites und laufen auf Al Dschasira.“ Viele
hätten das Gefühl, ein arabisches Leben zähle weniger als ein
israelisches. Deshalb sei es „nicht überraschend, dass Al Qaida den
Konflikt für seine propagandistischen Zwecke nutzt“, sagt Hegasy.
„Es ist denkbar, dass die Ereignisse im Libanon zu einer weiteren
Radikalisierung führen.“
Doch Al Qaida könnte sich auch
verkalkuliert haben: Sawahiri als Vertreter einer radikalen
sunnitischen Organisation versucht in der neuen Videobotschaft, eine
Allianz mit der Hisbollah zu schmieden. „Aber die Hisbollah will bis
jetzt nichts mit Al Qaida zu tun haben und nennt sie Terroristen“,
sagt Hegasy. Die Hisbollah hat bisher – außer bei zwei Anschlägen
gegen jüdische Einrichtungen in Buenos Aires Anfang der 90er Jahre –
immer vor Terror in westlichen Ländern zurückgeschreckt. Die
Hisbollah wolle das Bild einer Widerstandsgruppe bewahren, sagt
Judith Palmer Harik, Professorin an der Amerikanischen Universität
Beirut. AFP
Oh mein Gott wir werden alle sterben.[/ironie] Walter
Riehl, Berlin (29.7.2006 19:23 Uhr)
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