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Teilprojekte

Strategien von Abgrenzung und Anpassung
Islamische Gruppen aus Südasien in der europäischen Diaspora – die Tablighi Jama’at und die Da’wat-i Islami

Islamische Ausbildungseinrichtungen in Deutschland
Rückbindung an islamische Bildungseinrichtungen in den Herkunftsländern der Muslime

Zwischen Partizipation und Abkopplung
Die muslimische Minderheit und ihre islamischen Schulen in Südafrika und Europa

Islamismus, die Reform des Islam und Zivilreligion in Frankreich

„Vorbotinnen eines 'Euro-Islam'“?
Muslimische Frauen in der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs

Die Ahmadiya in Deutschland
Im Spannungsfeld zwischen „islamischer” Identität und säkularer Einbettung

 
 

Die Ahmadiya in Deutschland

Im Spannungsfeld zwischen „islamischer“ Identität und säkularer Einbettung

, Universität Halle

Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, Gründer der Ahmadiya

Forschungsgegenstand des Teilprojektes ist die islamische Reformgemeinde der Ahmadiya, deren Mitglieder von vielen islamischen Kritikern als „Abweichler“ angesehen werden. Die Gruppe unterteilt sich wiederum in eine eher traditionelle Mehrheit und eine reformierte Untergruppe („Lahoris“).
Trotz ihrer weit zurückreichenden Präsenz sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern Europas und ihrer ihren Missionseifer bedingten Profilierung in der Öffentlichkeit ist die Ahmadiya eine bislang relativ unbekannte Gruppierung. Das Teilprojekt soll eine bewusste Wahrnehmung der Ahmadiya in Deutschland fördern und den Umgang mit ihr durch mehr Transparenz erleichtern.
Die Ahmadiya war bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Zur Situation der Ahmadiya in Pakistan existieren zwar viele Publikationen seitens der Gemeinde selbst sowie von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen. Ab Anfang der 1990er Jahre sind jedoch keine umfassenden wissenschaftlichen Untersuchungen mehr erschienen. Viele Veröffentlichungen, v.a. im deutschsprachigen Raum, stammen von christlichen Gruppen, oder aber von den Ahmadis selbst. Wissenschaftliche Veröffentlichungen gibt es nur wenige. Auch die in Großbritannien ansässigen Ahmadis sind bisher weitgehend unerforscht.
Andrea Lathan wird die Tätigkeiten der Ahmadiya in Deutschland umfassend untersuchen. Im Mittelpunkt steht dabei ihr Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft und anderen religiösen Gruppierungen. Dazu wird sie sich zunächst eingehend mit rechtlichen Regelungen beschäftigen, die religiöse Minderheiten, speziell die Ahmadiya, betreffen. Vorgesehen sind u.a. Gespräche mit Experten für Ausländerrecht. Im Anschluss daran wird sie das Bild der Ahmadiya in der deutschen Gesellschaft und damit verbunden der deutschen Medienlandschaft, untersuchen. Daran anschließend wird sie der Frage nachgehen, wie die islamische Reformbewegung die hiesige Gesellschaft wahrnimmt.

Das Projekt vergleicht den Umgang mit der Ahmadiya in verschiedenen Ländern. Für den innereuropäischen Vergleich eignet sich besonders Großbritannien, da dort viele Migranten südasiatischer Herkunft leben. Zudem hat die Reformgemeinde ihr Zentrum jüngst von Pakistan nach London verlegt. Für den außereuropäischen Vergleich wird Andrea Lathan die Situation der Ahmadis in Indien, der Herkunftsgesellschaft der Bewegung, und Pakistan untersuchen. Insbesondere in Pakistan ist der Umgang mit der Gemeinde auffällig durch Repressalien geprägt. Das Projekt wird daher auch der Frage nachgehen, ob eine Neubewertung des asylrechtlichen Status der Bewegung in Deutschland notwendig ist. In Indien lässt sich ein wachsendes politisches Engagement der Gemeinde beobachten. Wie in Deutschland und Großbritannien ist die Minderheit der Ahmadis auch in Indien von einer Minderheit der Muslime umgeben, die ihr ablehnend gegenübersteht. Im Unterschied zu Europa ist die Mehrheitsbevölkerung jedoch nicht christlich, sondern hinduistisch geprägt.
Die islamische Reformgemeinde beschreibt ihre Situation in Großbritannien als eine Fortsetzung ihrer Unterdrückung und Ausgrenzung seitens anderer muslimischer Gruppierungen. Der Ahmadi-Aktivist C.M. Naim spricht von einer aus islamischen Ländern „mitgebrachten zweite Tyrannei“ in Europa. Das Projekt wird der Frage nachgehen, wie sich diese Wahrnehmung herausgebildet hat. Andrea Lathan wird hierzu insbesondere die Verbindungen zwischen den Ahmadis und ihnen ablehnend gegenüberstehenden Gruppierungen untersuchen und prüfen, ob diese sich im europäischen Kontext verändert haben.
Ein weiterer zu untersuchender Aspekt ist die Kompatibilität der ideologischen Glaubensvorstellungen der Ahmadiya mit den in Deutschland und Großbritannien verankerten Grundrechten. Hier geht es besonders um die Gleichstellung der Frau, das Recht auf Selbstverwirklichung und die Hinterfragung des Status der Gemeinde als gemeinnütziger Verein. In diesem Zusammenhang wird Andrea Lathan das tatsächliche Verhalten der Ahmadiya gegenüber christlichen und jüdischen Gemeinden einerseits und deren Wahrnehmung der Ahmadiya andererseits untersuchen.
Das Projekt soll einen Beitrag zur bewussten Wahrnehmung der vielfältigen Facetten der in Europa lebenden Muslime leisten. Eine Beantwortung der aufgeworfenen Fragen ist dabei nicht nur für den Umgang mit der Ahmadiya in der deutschen und britischen Gesellschaft von Bedeutung. Der Fall der Ahmadiya ist nur ein Beispiel für den generellen Umgang mit muslimischen Minderheiten in Europa.

Andrea Lathan
Andrea Lathan hat Orientalistik und Arabische Philologie an der Universität Leipzig und Südasienwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Islamisierung in Pakistan, die auch Thema ihrer Magisterarbeit war, die Ahmadiya und die Teilung Indiens.

Andrea Lathan
MLU- Halle, Institut für Südasienwissenschaften
H. u. Th. Mann Str.26
06099 Halle/Wittenberg

Privat:
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