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Plurale
Konzeptionen von Zeit in (trans)lokalen Kontexten
Roman Loimeier
Hassan Mwakimako
Im Forschungsprojekt „Plurale Konzeptionen von Zeit in (trans)lokalen
Kontexten“ geht es um die Frage, wie sich die Koexistenz und Konkurrenz
unterschiedlicher Zeitkonzepte und Zeitordnungen im Alltagsleben und
-handeln der Menschen in islamischen Gesellschaften ausdrücken.
Welche Zeitkonzeptionen erlangen in welchem spezifischen Kontext vor
dem Hintergrund welcher Aushandlungsprozesse besondere Wirkmächtigkeit
und wie gestalten sich Aushandlungsprozesse um Fragen der Deutungshegemonie
in Hinblick auf die (trans)lokale Konkurrenz von Zeitkonzeptionen. Dabei
soll vor allem die Frage beantwortet werden, ob sich bestimmte neue
und universale Gültigkeit beanspruchende Zeitkonzeptionen im Kontext
von Prozessen gesellschaftlichen Wandels gegen lokal etablierte Zeitkonzeptionen
durchsetzen.
Projektpublikationen 

Teilprojekt 1
Lokale und translokale Zeiten in Ostafrika am Beispiel der kosmopolitischen
Zentren Sansibar und Dar es-Salam unter besonderer Berücksichtigung
der Herausbildung neuer Zeitordnungen im Bildungswesen
Roman Loimeier
Sansibar und Dar es-Salam zeichnen sich durch historisch divergierende
Einbettungen in verschiedene translokale Kontexte aus und diese verschiedenartigen
historischen Erfahrungen Sansibars und Dar es-Salams drücken sich
auch im Umgang der Menschen mit der Zeit aus. Sowohl in Sansibar wie
in Dar es-Salam haben sich so seit dem späten 19. Jahrhundert unterschiedliche
„Zeitlandschaften“ (timescapes) entwickelt, die in Form
bestimmter Zeitkonzeptionen, Zeitordnungen und Zeithaushalte für
das alltägliche Leben der Menschen von Bedeutung erlangt haben.
Im Teilprojekt von Loimeier wird untersucht, wie sich die Entwicklung
unterschiedlicher Zeitordnungen im Bereich des Schul- und Bildungswesens
historisch abbildet. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie seit dem
späten 19. Jahrhundert in den drei Schultypen der Regierungs-,
der Missions/Konfessions-, und der Koranschule bestimmte Zeitkonzeptionen
vermittelt und bestimmte Zeitordnungen (etwa „Pünktlichkeit“)
durchgesetzt wurden. Zudem wird untersucht, wie sich die Konkurrenz
unterschiedlicher Bildungsmodelle auf die Entwicklung der Zeithaushalte
der einzelnen Schultypen ausgewirkt und damit die gesellschaftliche
Wirkmächtigkeit bestimmter Bildungstypen beinflusst hat.

Teilprojekt 2
Zeitkonflikte in lokalen und translokalen Kontexten am Beispiel der
kosmopolitischen Zentren Mombasa und Nairobi unter besonderer Berücksichtigung
religiös-politischer Auseinandersetzungen um Fragen der Konkurrenz
von Zeitordnungen
Hassan Mwakimako
Im Teilprojekt von Hassan Mwakimako wird untersucht, wie in zwei historisch
unterschiedlich gewachsenen Zeitlandschaften, nämlich dem „alten“
kosmopolitischen Zentrum Mombasa und dem „neuen“ kosmopolitischen
Zentrum Nairobi, Auseinandersetzungen um Zeit konkret ausgehandelt werden.
Diese Auseinandersetzungen um Fragen der Zeit können sich aus der
Konkurrenz islamischer und nicht-islamischer Zeitordnungen ergeben,
aber auch Konflikte sein, die sich aus einer innermuslimischen Dynamik
speisen, insbesondere wenn sie sich im Umfeld der alljährlichen
Dispute um die Festsetzung bestimmter kalendarischer Ereignisse wie
dem Fastenmonat Ramadan entwickeln. Diese Auseinandersetzungen haben
auf Grund der Verdichtung der Kommunikation in der islamischen Welt
nicht mehr nur lokalen Charakter, sondern können als Teil translokaler
innermuslimischer Auseinandersetzungen gesehen werden.
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