| Europa und das Bild vom Eigenen in der zeitgenössischen  Kunst des lusophonen AfrikasVanessa Díaz Im ihrem Promotionsprojekt geht Díaz der Frage nach, wie  im entstehenden Markt einer bildenden Kunst  die kollektiven  Vorstellungen und die materiellen Bilder Europas dazu beitragen, Gegenwarts-  und Zukunftsvorstellungen einer afrikanischen Modernität zu entwerfen, zu  hinterfragen und zu etablieren.Die  Wahrnehmung der afrikanischen bildenden Kunst durch die Europäer und Amerikaner  wurde lang von der Suche nach dem so genannten “Primitiven” bestimmt. Die  westliche bildende Kunst bediente sich der Motive afrikanischer Kultur und  schuf damit eine eigene Bildlichkeit des Fremden und Anderen. Die Entstehung  einer afrikanischen bildenden Kunst musste sich an dieser Bildlichkeit messen.  Die Suche nach einer afrikanischen Identität in der bildenden Kunst ist nicht  ohne die ambivalente Präsenz von Europa und der USA nachvollziehbar. Genau so  wie die europäische Kunst afrikanische Motive als Quelle neuer Inspiration  benutzt(e), findet man in der afrikanischen Kunst, im Zuge der eigenen  Entwicklung, den Einsatz von Bildern und Motiven westlichen Ursprungs. Diese  Bilder entsprechen jedoch nicht einer “westlichen Realität”, sondern sind  vielmehr das Produkt von Vorstellungen, die durch jahrzehntelange Beziehungen  entstanden sind. Heute, durch globale Vernetzung und Diaspora, sind diese  Bilder nicht nur bloße Darstellungen des Fremden, sie sind Teil des sozialen  und kulturellen Alltags.
 Beispielsweise befindet sich Angola nach 27  Jahren Bürgerkrieg seit 2002 im Wiederaufbau. Es gibt ein  rapides Wirtschaftswachstum, das allerdings sehr ungleich verteilt ist. Diese  Entwicklung spiegelt sich auch in der angolanischen Kunstwelt wieder. Die seit  2006 existierende Triennale in Luanda hat sich als neuer Schnittpunkt im  afrikanischen Netzwerk der zeitgenössischen Kunst etabliert. In ihrem  Teilprojekt untersucht Diaz die Wechselwirkungen zwischen den europäischen und  den lusophonen Kunstwelten auf den Ebenen der ästhetischen Standards, des  Kunstmarktes, und der Vorstellungen von Selbst und Welt, die in der  Kunstproduktion oft auf eine ungleiche und problematische aber zugleich  kreative Art und Weise zusammen kommen. Dabei liegt ihr Schwerpunkt auf der  Frage, wie die Repräsentation und die Präsenz von (unter anderem) „Europa“ und  „Tradition“ zur Konstruktion einer „afrikanischen“ Kunst beitragen. Wie  beeinflusst das Bewusstsein von europäischen Standards die Frage, was  überhaupt Kunst und was afrikanische Kunst  sein kann, die Suche nach möglichen neuen Wegen einer persönlichen und  kollektiven Selbstwahrnehmung?
 Die  Basis der Feldforschung wird die ethnografische Arbeit mit Museen,  Kunstgalerien und Kunstschulen bilden, bestehend aus einer Kombination von  teilnehmender Beobachtung, Bildanalyse und informellen sowie  Feedback-Interviews mit verschiedenen Akteuren der Kunstwelt.
 
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