Produktion und Rezeption von Fatwas im Zeitalter elektronischer Medien am Beispiel von Yusuf al-Qaradawi
Bettina Gräf
Der Gegenstand der Doktorarbeit ist die Analyse der Veränderungen der islamrechtlichen Institution iftah (Erstellung von Rechtsmeinungen bzw. normativen Aussagen in Bezug auf Koran, Sunna und fiqh nach einer Anfrage) und des entsprechenden Genres Fatwa (fatwa) im Zeitalter elektronischer Medien. Exemplarisch stehen ein Akteur und dessen sozialer Kontext im Mittelpunkt der Untersuchung. Es handelt sich um den 1926 geborenen Azhar-Gelehrten und so genannten „Medien-Shaykh“ Yusuf al-Qaradawi. Ausgangsthese der Arbeit ist, dass durch die Nutzung neuer Medien wie Satellitenfernsehen und Internet ein Form- und Funktionswandel des rechtlichen Instrumentariums Fatwa markiert wird. Dieser verweist auf eine Popularisierung des fiqh und steht in engem Zusammenhang zur Bewegung des islamischen Erwachens (sahwa islamiyya) seit den 1970er Jahren. Medien-Fatwas dienen, so eine These, als Intrument der Legitimierung muslimischer Identitätenpolitik im globalen Kontext. Inwieweit Popularisierung und Politisierung des fiqh miteinander im Zusammenhang stehen, wird in der Arbeit ebenfalls diskutiert.
|