Vereine, Pfadfinder und Schulbücher für die Arabische Nation
Eine Fallstudie über den Pan-Arabisten Darwish al-Miqdadi (1897-1961)
Dyala Hamzah
Obgleich Nationalismus und Pan-Bewegungen unstreitbar globale Phänomene sind, besteht kein wissenschaftlicher Konsens über die Grundlagen für deren Übertragbarkeit. Um diese Grundlagen in der Öffentlichkeit ausfindig zu machen, setzt sich dieses Projekt kritisch mit dem Printmedien-Paradigma von Anderson auseinander und verschiebt den Blickwinkel von zirkulierenden ideellen Inhalten hin zu anderen Techniken sozialer Kommunikation.
Am Beispiel des palästinensischen Pan-Arabisten Darwish al–Miqdadi (1897-1961) wird aufgezeigt, wie spezifische Techniken von individuellen Akteuren systematisch zu nationalistischen Zwecken eingesetzt wurden. Sein außergewöhnliches Engagement für Freiwilligenvereine, paramilitärische Organisationen und pädagogische Einrichtungen wirft die Frage nach einer quasi-organischen Verbindung zwischen Nationalismus und öffentlichem Raum auf.
Ein mikro-historischer Fokus auf Pfadfinder, Schulbücher und Vereine hilft bei der Beantwortung der Frage, warum diese Organisationen als treibende Kraft für die arabische Einheit angesehen wurden, obwohl sie in die koloniale Verwaltung eingebunden waren.
In Verbindung zeigen diese die drei Techniken nicht nur die globalen Netzwerke eines werdenden arabischen Nationalisten, sondern auch die Übertragbarkeit soziopolitischer Formen von Organisation und Protest am Arbeitsplatz. In seiner Rolle als Staatsdiener verschiedener entstehender arabischer Nationalstaaten und zugleich als globaler Aktivist im Dienste des arabischen Nationalismus verkörpert al-Miqdadi eine bisher wenig erforschte Dimension des arabischen Nationalismus. Seine Verbindung zwischen geheim agierenden und offiziellen Vereinen, Militanz und Bürokratie stellt die charakteristische ambivalente politische Subjektposition der Pan-Arabistischen Akteure heraus.
Das neue Projekt ist Teil der „DFG-Forschergruppe 955, Akteure der kulturellen Globalisierung, 1890-1940". Ziel des Projekts ist das Verfassen einer Biographie des palästinensischen Pan-Arabisten Darwish al–Miqdadi (1897-1961), der als exemplarischer Akteur kultureller Globalisierung im Kontext einer entstehenden Öffentlichkeit im Nahen Osten zur Zeit des „Kolonialen Nationalismus“ zu betrachten ist.
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