Produktion und Rezeption der Welt(en) des Islams in der panislamischen Zeitschrift al-ManÁr (1898-1935)
Dyala Hamzah
Das Projekt untersucht die weltweite Erfolgsgeschichte dieser in Kairo erschienenen Monatszeitschrift. Trotz aller Widrigkeiten behauptete sie sich über vier Jahrzehnte hinweg gegen journalistische Konkurrenz und Zensur, permanente finanzielle Notlagen, den Ersten Weltkrieg, den Untergang des Osmanischen Reiches und das Aufkommen rivalisierender Ideologien. Ihr wegweisender Einfluss wurde bislang noch nicht erklärt, und man hat gerade erst damit begonnen, ihn empirisch zu dokumentieren. Das Projekt möchte diese Forschung vorantreiben indem es sich auf die Rubriken öffentlicher Debatte, Kultur und Bildung konzentriert. Es zielt darauf, den Panislam als eine entstehende Weltanschauung zu zeigen, die Leser und Autoren gleichzeitig formt und von ihnen geformt wird. Das Projekt zeigt den Panislam auch als ein Produkt dieser besonderen "nahöstlichen Öffentlichkeit", die fast gleichzeitig imperial, kolonial und national war. Al-ManÁrs Klangfülle muss auch unter dem Aspekt betrachtet werden, dass RidÁs Auffassung von "Panislam" das Resultat einer Verbindung dreier unvereinbarer Faktoren war: die vereinende und erzieherische Praxis des antikolonialen Kampfes; die allgemeinen und fachlichen Hindernisse, mit denen sich ihr Herausgeber als Meinungsmacher und Intellektueller eines neuen „öffentlichen“ Typus plagt und schließlich die osmanische panislamische Politik von Sultan ´Abdulhamid, die RidÁs Vorstellungen mehr entgegenwirkte, als sie zu unterstützen. Unfähig, die Zensur in den arabischen Provinzen des Reiches (bis 1908) zu umgehen, begann RidÁ, sich auf ein Publikum jenseits des islamischen Kernraums zu konzentrieren: auf die Amerikas, Afrika, Südasien und Südostasien. Die Erfahrung, dass das „Reich des Islams“ auch außerhalb der Grenzen des „Reiches von ´UthmÁn“ lag, das heißt, auf der ganzen Welt verbreitet, aber besonders in einer größtenteils kolonisierten Welt gelegen, führte RidÁ schließlich dazu, aus einer Weltanschauung eine globale Ideologie zu entwickeln, in der die Verwirklichung der Interessen der umma mit den Belangen der Menschheit rangen.
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