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Zusammen leben in Osmanischen Städten: Regeln, Normen und Konfliktbewältigung in Kairo, Aleppo und Tunis

PD Dr. Nora Lafi

Dieses Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Grundelemente sozialer Ordnung in osmanischen Städten zu betrachten und, von diesen ausgehend, den größeren Zusammenhang von Urbanität zu beleuchten. Im Rahmen einer theoretischen Betrachtung wird die osmanische Stadt zum Ausgangspunkt für Überlegungen zum Wesen der Urbanität in einer Welt, in der Spannungen zwischen dem Lokalen und Globalen, zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu immer neuen, fragilen Gleichgewichtszuständen austariert werden.
Den größeren Rahmen des Projekts bildet die Untersuchung impliziter und expliziter Regeln für das Zusammenleben in der Stadt. Genauer betrachtet werden einerseits Regeln der Rechtskultur und Verwaltung, wie der Aufbau des jeweiligen Rechtssystems, das die Beziehungen zwischen Individuen und Gruppen regelt: Status und Identität des Individuums gegenüber Machthabern, (religiöser) Gemeinschaft und Zünften, oder die Struktur einer Regierungsform (städtische Ordnung, Staatsordnung, polizeiliche Aufgaben, institutioneller Rahmen der öffentlichen Ordnung, institutionelle Regelung der Nutzung von öffentlichem Raum). Andererseits sollen, um die Unzulänglichkeiten einer Betrachtung von oben nach unten zu vermeiden, eher implizite Regeln betrachtet werden, die durch Methoden der historischen Anthropologie aufgespürt werden können. Dies sind Verhaltensregeln (wie z.B.: Wie man sich zu verhalten hat, wenn man einen Stadtteil durchquert, der von einer anderen Gruppe dominiert wird, wenn man Verwandtschaftsbeziehungen außerhalb der eigenen Gruppe anknüpft).

Dabei wird es immer darum gehen, die Regeln zu verstehen, die für ein Individuum im Verhältnis zu seinem jeweiligen Mikrokosmos, zum städtischen Raum, zur Gesamtheit der städtischen Gesellschaft und schließlich zum imperialen Staat galten. Genauer betrachtet wird nicht nur, was genau das mehr oder weniger Goldene Zeitalter der osmanischen Kontrolle von Diversität in Zeiten des ancien régime ausmachte, sondern auch, die Herausforderungen an diese soziale Ordnung, wie sie der Eindruck von Modernität, äußere Einflüsse, Migration, Reformen und schließlich die Redefinition einer neuen Dimension von Globalität zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit sich brachten.