"Re-bordering" in Kaschmir: Aushandlung von Räumen und Staatlichkeit in umstrittenen Grenzregionen
Antía Mato Bouzas
Die Forschung in der 1. Phase hat mit Bezug auf die Aushandlung staatlicher Grenzen zwischen Pakistan und Indien in der Kaschmirregion auf unterschiedliche Formen der Flexibilisierung von Grenzzuständen und Grenzfunktionen aufmerksam gemacht. Dabei ging es um die Interessenlagen von Menschen in staatsgeprägten oder auch staatsfernen Figurationen, die in multiplen Spannungsverhältnissen zu staatlichem Handeln stehen. Das Arbeitsvorhaben der 2. Phase will nun Bedeutung und Ausmaß des ‚re-bordering‘ in den Grenzregionen Kaschmirs vertiefend erforschen. Das betrifft insbesondere Versuche lokaler Akteure (geteilter Familien, grenzüberschreitend operierender Geschäftsleute usw.), das Grenzregime zu beeinflussen oder eine schrittweise Öffnung der Line of Control zu erwirken. Anhand konkreter Fälle der Aushandlung größerer räumlicher und sozialer Mobilität geht es dabei auch um die Frage, wie lokales Handeln die Rolle des Staates und das Verständnis von Staatlichkeit beeinflusst und verändert, so dass ‚Multiterritorialitäten‘ mit unterschiedlichen Formen des Zugriffs und Zugangs durch den Staat entstehen, was ein “’scalar’ reading of the changing nature of statehood” (Moisio/Paasi 2013, Brown 2010) zulässt. Damit wird zugleich ein Beitrag zur Theoriebildung in der Politikwissenschaft und den Internationalen Beziehungen in der Debatte um die Neudefinition von Staatlichkeit
in konfliktualen und dynamischen Grenzregimen angestrebt, die durch widersprüchliche
aber verflochtene Einflüsse der Globalisierung und einer Vielfalt konkurrierender Formen der Lokalisierung gekennzeichnet sind. Diese Differenzierung von Staatlichkeit, die unterschiedliche Parameter und Größenordnungen in Betracht zieht, stellt einen direkten Beitrag zu den konzeptionellen Weiterentwicklungen der ‚Crossroads-Perspektive‘ dar.
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