Die epistemischen Leben einer ethnologischen Sammlung zwischen Südafrika, Tansania und Deutschland
Regina Sarreiter
Das Projekt untersucht, wie wissenschaftliche Erkenntnis die Praxis ethnologischen Sammelns und den Umgang mit den dabei entstehenden Sammlungen beeinflusst. Davon ausgehend, dass Sammlungen neben ihrem materiellen Dasein, stets auch eine Vernetzung von Personen, Orten und Objekten bedeuten, nähert es sich den daraus resultierenden Fragen aus einer Perspektive, die diese Verbindungen in den Fokus nimmt.
Ausgangspunkt ist dabei die ethnologische Forschung des Benediktiner Mönchs und Ethnologen Pater Meinulf Küsters in den 1920er Jahren in Südafrika und Tansania. Küsters, der zeitweise zugleich im Auftrag seiner Missionskongregation und als Assistent am Museum für Völkerkunde in München tätig war, erstellte eine umfassende Sammlung aus phonographischen Aufnahmen, Artefakten, Fotografien, Filmen und ethnologischen Feldnotizen, die zum einen ethnographischen Erkenntnissen über der kolonisierten Gesellschaften, zum anderen zur Legitimation der Mission dienen sollte. Diese vielfältigen Tätigkeiten Küsters spiegeln sich sowohl in der räumlichen Verteilung der gesammelten Objekte als auch in den jeweiligen Karrieren der Sammlungsgegenstände wider und lassen eine deutliche Differenz in ihrer Bedeutung und Wertigkeit erkennen.
Das Projekt untersucht, wie solche Differenzen zustande kommen und interessiert sich dafür, wie, warum und wann die gesammelten Materialien zu Objekten des Wissens werden oder gerade nicht. Dabei berücksichtigt das Projekt sowohl Zeitlichkeit, Lokalität und Intention des Sammelns und Aufbewahrens, als auch die Subjektivität der beteiligten Akteure – Personen wie Objekte – des kolonialen Projektes. Indem es den Wegen und Bewegungen dieser spezifischen ethnologischen Unternehmung und den Spuren der Akteure folgt, soll das translokale Beziehungsgeflecht, das die beteiligten Personen, Institutionen, wissenschaftlichen Netzwerke sowie die Objekte miteinander verbindet, nachgezeichnet werden. Ziel des Projektes ist, zu einer veränderten Perspektive auf die ethnologische Praxis des Sammelns und Aufbewahrens sowie der Wissensproduktion beizutragen.
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