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Die Baraza - eine swahilisprachige Veranstaltungsreihe

 
 

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Baraza 2012

Baraza 2011/12

Baraza 2010/11

Baraza 2009/10

 

 

Auf Swahili beschreibt der Begriff baraza u.a. regelmäßig stattfindende, informelle, nachbarschaftliche und offene Gesprächsrunden. Zudem werden damit auch die Steinbänke bezeichnet, welche sich in ostafrikanischen Küstenstädten oft an den Außenwänden der Häuser befinden und an denen sich die Treffen ereignen. Diese in der Öffentlichkeit stattfindenden Zusammenkünfte bieten Raum für zwanglose Gespräche, Diskussionen, Reflektionen, Interpretationen und Hinterfragung täglicher Geschehnisse, politischer Entwicklungen und vieler weiterer Themen. In diesem Sinne stellt die baraza einen Ort des Wissensaustausches und Erkenntnisgewinns im Rahmen einer vertrauten sozialen Atmosphäre dar.
Am ZMO ist die baraza eine swahilisprachige, interdisziplinäre Veranstaltungsreihe, welche als offene Plattform für einen forschungspraktischen Austausch über Swahili-bezogene Themen gedacht ist. Die Reihe umfasst zum einen Gastvorträge zur gegenwärtigen Forschung mit anschließenden Diskussionsrunden aus verschiedenen Fachrichtungen, wie etwa den Sprach-, Literatur-, Politik- und Geschichtswissenschaften, der Philosophie und Sozialanthropologie. Zum anderen nehmen Beiträge in Form von Lesungen und Gesprächen mit ostafrikanischen SchriftstellerInnen, DichterInnen und DenkerInnen einen wichtigen Platz in der baraza ein. Ebenso bietet die Veranstaltungsreihe Raum für Präsentationen und Diskussionen literarischer Übersetzungsprojekte sowie wissenschaftlicher Arbeiten.

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Die erste baraza im ZMO fand im Juli 2008 mit zwei Gästen aus Kenia statt: dem Dichter Ustadh Ahmad Nassir, welcher aus seiner Dichtung vortrug und dem ehemaligen Politiker und religiösen Gelehrten Sheikh Abdilahi Nassir mit einem Vortrag zu Kenyan Muslims and the Righting of Historical Injustices: the Case of Mwambao.

Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung finden sie unter: http://www.zmo.de/veranstaltungen/2008/DokumentationSwahiliNight.html

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Baraza - Veranstaltungen 2012

Seit dem Wintersemester 2009/10 findet die baraza als Kooperationsprojekt zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin (Lutz Diegner) und dem ZMO (Kai Kresse) statt, jeweils am ersten Donnerstag im Monat am ZMO.

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Donnerstag, 03. Mai 2012, 16 Uhr, ZMO

“Masomo na Maisha yetu Milimani: Muhula mmoja wa kujifunza Chuo Kikuu cha Dar es Salaam” – “Unser Studieren und Leben in Milimani: Ein Auslandssemester an der Universität in Dar es Salaam”

Baraza mit Ina Herzberg, Lorenz Herrmann und Vincent Favier (Studierende der Humboldt-Universität zu Berlin)

Photo

Die drei Studierenden berichteten uns lebhaft von ihrem Auslandssemester an der Universität in Daressalam. Mit Videoaufzeichnung und Photos haben sie uns einen Eindruck ihrer Erlebnisse vermittelt. Sie erzählten uns von ihrem Alltag in Dar, über die Entdeckung neuer Leidenschaften in der Musik, über Freundschaften aber auch von Rückschlägen wie Krankheiten oder unangenehmen Begegnungen.

Aufgefallen sind Ihnen die schwierigeren Bedingungen für tansanische Studierende. Vor allem deren Wohnsituation bietet wenig Raum für Privatsphäre und Ruhe zum Lernen, was zu zahlreichen Protesten der Studierenden führte.  

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Dienstag, 22. Mai 2012, 16 Uhr, HU Berlin

Lugha ya Kiswahili inavyoakisi siasa na mabadiliko ya uchumi Tanzania“ – „Kiswahili im Spiegel von Politik und wirtschaftlichen Entwicklungen in Tansania“

Baraza mit Aldin Mutembei (University of Dar es Salaam)

Anhand von Zeitschriften und Parlamentsreden in Tansania nach der Unabhängigkeit untersucht Aldin  Mutembei den Gebrauch von Kiswahili in den Bereichen Politik und Wirtschaft. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt inwiefern Sprache den ideologischen Wandel dieser Bereiche widerspiegelt. Er stellt die These auf, dass sich am Gebrauch des Swahili eine deutliche politische Verschiebung in Tanzania feststellen lässt. Eine Verschiebung vom Gedanken der Gemeinsamkeit und einer geeinten Nation hin zu verstärktem Individualismus: Es herrsche heutzutage zunehmend „u-mimi“ anstatt „u-sisi“! Daraus ergäben sich Fragen nach der Verfasstheit der tansanischen Nation ebenso wie nach der Zukunft des Kiswahili.

 

Mutembei

Audiodokumentation MP3

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Donnerstag, 07. Juni 2012, 16 Uhr, ZMO

„Ukoloni wa Kiingereza na Afya ya Mtoto katika Tanganyika“ – Britischer Kolonialismus und Kindergesundheit in Tanganyika

Baraza mit Oswald Masebo (University of Dar es Salaam)

Masebo

In seinem Vortrag berichtete uns Oswald Masebo aus seiner Forschung über die Kampagnen zur Gesundheitspolitik für Kinder auf Seiten der Britischen Kolonialregierung in Tanganyika der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Der Kampf gegen Kindersterblichkeit konzentrierte sich hauptsächlich auf die Bildung der Mütter, deren angebliche Unwissenheit für ausschlaggebend gehalten wurde. Massive externe Ursachen wie Kriege, die Auswirkungen der deutschen Kolonialverwaltung, Armut und Hunger sowie eingeschleppte Krankheiten wie Grippe und Pocken, wurden bewusst ignoriert. Nach Masebos These wurden diese Kampagnen nicht wie propagiert aus rein altruistischen Motiven durchgeführt, sondern vielmehr um einerseits die neue Kolonialmacht mittels „guter Taten“ zu

legitimieren und in der Bevölkerung populär zu machen. Darüberhinaus galt es, für genügend Arbeitskräfte im kolonialen Wirtschaftssystem zu sorgen.

Audiodokumentation MP3

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Dienstag, 19. Juni 2012, 16 Uhr, HU Berlin

„Mabadiliko ya Fasihi na Sanaa za Tanzania baada ya Siasa ya Ujamaa“ – Veränderungen in der Literatur und den Künsten in Tansania nach der Ujamaa-Politik

Baraza mit Lilian Temu-Osaki (University of Dar es Salaam)

Diese Baraza war den Zusammenhängen und Wechselwirkungen von Kunst und Politik gewidmet. Wie entwickelt sich künstlerisches Schaffen in unterschiedlichen politischen Systemen innerhalb eines Landes? Welche Auswirkungen haben ideologische Wechsel auf die Gesellschaft und das nationale Selbstverständnis? LilianTemu-Osaki analysiert vor allem jene Autoren, die die Zeit vor, während und nach dem Ujamaa-System selber erlebten. Sie nimmt im heutigen Tansania eine allgemeine Orientierungslosigkeit wahr und stellt fest, dass es zunehmend unklarer wird, in welchem politischen System sich das Land heute befindet.

Osaki

Parallel dazu hält sie es für schwieriger, festzustellen, mit welchem ideologischen Hintergrund und für welches Publikum tansanische Autoren aktuell schreiben.

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Dienstag, 03. Juli 2012, 16Uhr,  HU Berlin

Lesung mit Euphrase Kezilahabi (University of Botswana)

Kezilahabi

Professor Kezilahabi las für uns Ausschnitte aus seinen bekannten und richtungsweisenden Werken Nagona und Mzingile. Nagona beschreibt die Suche des Menschen nach Erkenntnis und Wahrheit. Diese sind auch die Themen des ersten post-modernen Swahiliroman, Mzingile, doch hier geht Kezilahabi noch intensiver der Rolle von Religion nach. Einige der vielen Fragen, die beim Lesen dieser beiden anspruchsvollen Texte entstehen, konnten wir im Anschluss gemeinsam mit dem Autor besprechen. 

 

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Donnerstag, 01. November 2012, 16 Uhr, ZMO

“Ushairi Unaokonga Moyo: Taarab ya Nadi Ikhwan Safaa ya Unguja” – “Dichtung, die ans Herz geht: Musik und Poesie von Zanzibars ältestem Taraab Orchester Nadi Ikhwan Safaa ”

Baraza mit Prof. Kelly Askew (University of Michigan/Wissenschaftskolleg zu Berlin)

Kelly Askew präsentierte ihren Dokumentarfilm über die 100 Jahr-Feier von einem der ältesten Taarab-Orchester Sansibars: „Nadi Ikhwan Safaa“ wurde 1905 gegründet und blickt auf eine lange Geschichte zurück, die eng mit der der Insel verwoben ist. Der Film berichtet von der geschichtliche Entwicklungen, zum Beispiel die Umbrüche durch die Revolution und die Öffnung des Orchesters für weibliche Mitglieder, und bringt uns die Schönheit der  gefühlvoll gesungenen Lyrik und ihrer kunstvollen musikalischen Begleitung näher.

Askew

 

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Dienstag, 04. Dezember 2012, 16 Uhr, ZMO

“Paukwa – filamu juu ya mwanatamthilia maarafu Ebrahim Hussein” – “Es war einmal - Reportage über den Theaterautor Ebrahim Hussein”

Baraza mit Alex MacBeth (Journalist und freier Filmemacher)

Alex MacBeth stellte uns seinen 2008 gedrehten Dokumentarfilm Paukwa vor, in dem er dem Leben und Werk Ebrahim Husseins nachgeht. Der Autor ist bekannt für starke politische und soziale Bezüge in seinen Werken, wie „Kinjeketile“ und „Wakati Ukuta“. Der Filmemacher berichtete uns von den Schwierigkeiten sowie der Bereicherung, den zurückgezogen lebenden Autor zu treffen. Besonders überrascht war MacBeth von der stark abnehmenden Bekanntheit des bedeutenden Swahili- Dramatikers in dessen Heimat Tansania. 

Audiodokumentation MP3