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Indischer Ozean – Transformationen einer seascape

Dr. Katrin Bromber
Patrick Krajewski

Das Projekt untersucht Transformationen, die dem westlichen Indischen Ozean als maritim geprägter sozialer und kultureller Landschaft (seascape) zwischen der Eröffnung des Suez-Kanals 1869 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges neue Züge verliehen. Es knüpft an das Vorgängerprojekt "Indischer Ozean – Raum als Bewegung" an, legt aber stärkeres Gewicht auf die Untersuchung von flows, d. h. von Reisen und Migrationsbewegungen sowie von Waren- und Informationsströmen, die in der Untersuchungsperiode selbst tiefgreifendem Wandel unterworfen waren. Derartige Transformationen zu identifizieren, einander überlagernde Zeitschichten freizulegen und Chronologien zu rekonstruieren, die der Vielzahl der historischen Akteure gerecht werden, sind die Kernziele des Projektes. Dabei soll auch die räumliche Reorganisation der seascape des Indischen Ozeans und der sie konstituierenden Elemente untersucht werden.

Projektpublikationen

Teilprojekt 1

Reisen durch den Krieg. Diskursive Strategien zur Erzeugung transozeanischer Mobilität in der swahilisprachigen Militärpresse der King's African Rifles im Zweiten Weltkrieg

Dr. Katrin Bromber

Die Einbindung der King's African Rifles (KAR) in die strategischen Pläne der britischen Militärführung führte im Zweiten Weltkrieg zu einer verstärkten Mobilität ostafrikanischer Soldaten als combat units im Großraum Indischer Ozean. Vor dem Hintergrund einer veränderten Kolonial- und Informationspolitik Großbritanniens gegenüber seinen Kolonien ab 1940 geht das Teilprojekt der zentralen Fragestellung nach, mit welchen diskursiven Strategien die swahilisprachige Militärpresse die KAR-Einheiten als mobile Gemeinschaft von Kombatanten ansprach und deren militärische out of area Einsätze legitimierte. Anhand der Methode der Kritischen Diskursanalyse (CDA) wird eine Typologie strategiebildender topoi und ihrer sprachlichen Realisierungsformen erstellt. Zeitungsbeiträge, die diese out of area Einsätze kritisch beurteilen, werden dahingehend analysiert, ob eine gesteuerte Problematisierung dieser Mobilität, beispielsweise durch Auswahl von Leserbriefen, existierte und welche Funktion sie im Mobilitätsdiskurs erfüllte. Mit der Untersuchung des institutionellen Rahmens, in dem die Militärzeitungen produziert wurden, erfasst das Projekt zugleich die Institutionsgeschichte der swahilisprachigen KAR-Zeitungen.

Teilprojekt 2

Dhauhandel in Ostafrika, 1869–1914: ein eigenständiger "afrikanischer" Wirtschaftsfaktor im Kolonialismus?

Patrick Krajewski

Das Forschungsvorhaben untersucht den Dhauhandel an der ostafrikanischen Küste zwischen Aden und Sansibar. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Strukturen und Veränderungsprozesse des arabisch-afrikanischen Dhauhandels nach der Fertigstellung des Suezkanals und vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Während dieses Zeitraumes entstand durch die schnelle Verbreitung von neuen Transportmöglichkeiten (Dampfschifffahrtslinien und Eisenbahnen) dem etablierten, jahrhundertealten Handelssystem in Ostafrikas direkte Konkurrenz. Der militärisch flankierten Verfolgung des Dhau- Sklavenhandels folgten handelspolitische Restriktionen, um den Dhauverkehr unter koloniale Kontrolle zu stellen. Gleichzeitig veränderte der sich zunehmend stärker kolonial ausrichtende Binnenhandel Ostafrikas die Zusammensetzung der Handelswaren des Dhauverkehrs. Anhand von Akten der britischen- und deutschen Kolonialverwaltungen sollen die Auswirkungen des Strukturwandels im Handel zwischen dem Hinterland und der Küste auf den Dhauhandel untersucht werden.
Der Antragsteller konzentriert sich bei der Projektbearbeitung vorrangig auf sozialhistorische und komparative Methoden. Darüber hinaus erfordert die Arbeit mit den seriellen Quellen statistische Methoden der Auswertung.

Forschungsergebnisse